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Angststörungen

Eine Einführung zum Thema Angststörung: Diagnostik und Behandlung in unserer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Überblick

Eine Einführung zum Thema Angststörungen

Angststörung ist nicht gleich Angst. Denn: Ein gesundes Maß an Angst ist überlebenswichtig.

Angst ist ein Gefühl, das wir alle kennen. Es schützt uns vor Gefahren und macht uns aufmerksam und vorsichtig – kurzum, die Angst ist zum Überleben erforderlich. Das Grundgefühl der Angst kann sich jedoch verselbständigen und sogar zur Krankheit werden.

In diesem Falle sprechen wir von einer Angststörung. Im Wesentlichen werden drei Arten dieser Angststörungen unterschieden: die Panikstörung, die generalisierte Angststörung und die Phobien. Unter den Phobien nimmt die soziale Phobie eine Sonderstellung ein.

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Angststörungen treten häufig gemeinsam mit Depressionen, somatoformen Störungen und Suchterkrankungen auf. Sie entstehen nach heutiger Auffassung durch ein Zusammenspiel psychologischer, sozialer, genetischer und neurobiologischer Faktoren.

Wir möchten Ihnen im Folgenden gern die Merkmale und Unterschiede dieser Angststörungen erklären. Aber: Im klinischen Alltag sind die Grenzen zwischen diesen Störungsbildern fließend bzw. sie kommen häufig gemeinsam vor.

Panikstörung

Haben Sie plötzliche Anfälle von Angst, bei welchen z. B. Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Luftnot und sogar Todesangst auftreten? Haben Sie zusätzlich eventuell in Menschenmengen, engen Räumen oder öffentlichen Verkehrsmitteln Angst oder Beklemmungsgefühle? Vermeiden Sie solche Situationen aus Angst?

Die Panikstörung ist gekennzeichnet durch auftretende Angstanfälle mit den körperlichen Ausdrucksformen der Angst (Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag, Schwitzen, Zittern, „Beben“, Mundtrockenheit, Atemnot, Erstickungsgefühl, Kloßgefühl im Hals, Schmerzen, Übelkeit, Schwindel, Benommenheit, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Taubheits- oder Kribbelgefühle). Zusätzlich kann man die Situation als unwirklich erleben, so wie in einem Traum. Manche Menschen fühlen sich „wie nicht richtig da zu sein“. Auch Angst, die Kontrolle zu verlieren oder „wahnsinnig” zu werden, kann vorkommen.

Diese Panikattacken treten häufig wie aus heiterem Himmel auf und nehmen während ca. zehn Minuten an Stärke zu. In der Mehrzahl der Fälle ist jedoch die Panikstörung mit einer sogenannten Agoraphobie verbunden. Darunter versteht man die Angst vor Orten, an denen im Falle einer Panikattacke eine „Flucht“ schwer möglich oder auch peinlich wäre, z. B. in Menschenmengen, öffentlichen Verkehrsmitteln oder engen Räumen (z.B. Fahrstühlen). Auch Angst vor dem Alleinsein kann in dieser Richtung auftauchen.

Generalisierte Angststörung

Fühlen Sie sich unruhig oder angespannt? Machen Sie sich mehr Sorgen als andere Menschen? Sind Sie ständig besorgt und haben dies nicht unter Kontrolle? Befürchten Sie oft, dass ein Unglück passieren könnte?

Menschen, die von einer Generalisierten Angststörung betroffen sind, leiden unter den körperlichen Ausdrucksformen der Angst (Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag, Schwitzen, Zittern, „Beben“, Mundtrockenheit, Atemnot, Erstickungsgefühl, Kloßgefühl im Hals, Schmerzen, Übelkeit, Schwindel, Benommenheit, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Taubheits- oder Kribbelgefühle).

Im Gegensatz zur Panikstörung treten diese Symptome allerdings nicht gleichzeitig in Form einer Attacke, sondern als unterschwelliger Dauerzustand auf. Viele Betroffene werden durch fortlaufende Sorgen gequält. Diese Sorgen können zum Gegenstand haben, dass man selbst oder die Liebsten von einem Unfall oder einer schweren Krankheit betroffen sein könnten. Zudem kommen Meta-Sorgen vor. Das sind Sorgen darüber, dass man sich sorgt – die Angst vor der Angst.

Es kann passieren, dass sich auf eine generalisierte Angststörung noch Panikattacken aufsetzen. Dann würde man zugleich eine Panikstörung diagnostizieren.

Ob die derzeitige Krankheitseinteilung der Angststörungen der kommenden neurobiologischen Forschung Stand hält, wird sich zeigen. Es ist unklar, inwieweit die Grenzziehungen zwischen den Angststörungen biologisch gerechtfertigt oder künstlich gezogen sind.

Phobien

Bei der Phobie beschränkt sich die Angst auf umschriebene Situationen oder Dinge.

Die spezifischen, also isolierten Phobien, wie z. B. Höhenangst oder Spinnenphobie können zumeist im Rahmen einer ambulanten Verhaltenstherapie behandelt werden.

Falls Menschen mit einer Phobie den Weg in unsere Tagesklinik suchen, handelt es sich zumeist um eine spezielle Form der Phobie: die soziale Phobie.

Soziale Phobie

Vermeiden Sie Situationen, die mit der Angst verbunden sind, dass andere Leute negativ über Sie urteilen, Ihr Aussehen kritisieren oder Ihr Verhalten als dumm, peinlich oder ungeschickt ansehen könnten?

Die Betroffenen einer Sozialen Phobie haben Angst davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Dabei befürchten sie, sich peinlich oder ungeschickt zu verhalten oder negativ bewertet zu werden.

Abgrenzung zu anderen Erkrankungen

Ängste sind ein sehr häufiges Symptom und kommen im Rahmen vieler psychischer und auch körperlicher Erkrankungen vor. Daher sehen wir es als eine erste Aufgabe an, gemeinsam mit Ihnen festzustellen, in welchem Zusammenhang Angst auftritt und ob überhaupt eine Angsterkrankung im engeren Sinne vorliegt. Denn diese exakte Diagnostik hat wichtige Konsequenzen für die Behandlung.

Angststörungen: Die Ursachen

Ähnlich wie depressive Störungen sind auch Angststörungen mehrdimensionale Erkrankungen. Dies ist kein Wunder, denn die Symptome von Depression, Angst- und Zwangsstörungen sind eng miteinander verbunden. Es spielen also mehrere Faktoren als Ursache und bei der Entstehung der Angststörungen eine Rolle.

Aus neurobiologischer Sicht bringt jeder Mensch ein unterschiedliches „Angst-System“ im Gehirn mit. Dies kennen wir aus dem Alltag. Manche Menschen waren schon als Kinder richtige Draufgänger, sind als erste vom Dreimeterbrett gesprungen und traten stets etwas forscher auf als andere. Andere Menschen wiederum neigen eher zur Vorsicht. Sie befürchten rasch, dass etwas passieren könnte, und halten sich dementsprechend zurück. Deren „Angst-System“ im Gehirn ist anfälliger und signalisiert, „Achtung, sei vorsichtig, das könnte gefährlich sein!“.

Es existiert also eine biologische Grundveranlagung in Richtung Angst, die unterschiedlich ausgeprägt und sowohl von Genen wie auch frühen Erfahrungen beeinflusst ist.

Ebenso komplex sind die Faktoren, die auf Grundlage eines „anfälligen Angst-Systems“ dann eine Angsterkrankung im engeren Sinne erwachsen lassen. Darum ist es wichtig, die Angst nicht nur als Symptom zu begreifen, das es zu reduzieren gilt. Genauso sollte hinter die Angst geblickt werden. Was hat sie zu bedeuten?

Angststörungen: Die Therapien

So vielgestaltig die Angst ist, so komplex sollte die Therapie angelegt werden. Hierbei kommt es auf die Schwere der Symptome an, aber auch darauf, wie stark die Angst im Alltag einschränkt. Eine einfache Phobie lässt sich z.B. gut mittels einer ambulanten Verhaltenstherapie behandeln.

Ist die Angsterkrankung jedoch fortgeschritten, kann eine ambulante Behandlung eventuell nicht mehr wirken. Dies kann z.B. vorkommen, wenn eine Panikstörung mit Sozialer Phobie gemeinsam vorkommt. Diese kann die Tagesstruktur erheblich stören und es Ihnen erschweren, den Anforderungen des Lebensalltags zu entsprechen. In diesem Fall kann eine Behandlung in der Tagesklinik notwendig sein, um die Angsterkrankung intensiv und auf verschiedenen Ebenen zu behandeln. Man spricht auch von einem multimodalen Therapieansatz, um die Angst wirksam und nachhaltig zu reduzieren.

Teil jeder Angstbehandlung ist eine Exposition. Dieser Begriff stammt aus der Verhaltenstherapie. Man kommt nach der entsprechenden Vorbereitung also nicht darum herum, sich seiner Angst zu stellen. Daher ist die enge Verbindung zum Alltag während einer Tagesklinik-Behandlung wertvoll für die Therapie einer Angststörung.

Im Einzelfall kann ein Medikament erforderlich sein. Angststörungen werden häufig mit Antidepressiva behandelt, es gibt aber noch weitere Optionen. Vermeiden sollte man unbedingt Medikamente, welche die Angst einfach nur dämpfen. Diese können im Gegensatz zu Antidepressiva manchmal abhängig machen und helfen langfristig nicht weiter.

Wir beraten Sie gern in der Frage, welche Therapie für Sie geeignet ist.

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